Werkverzeichnis – Stand des Projektes
und eine Wiederentdeckung

Waldbach IV. Um 1919
Aquarell über Bleistift auf festem Velin
48,4 x 56,6 cm
Unsigniert
Privatbesitz

Die 1975 von Siegfried und Dorothea Salzmann verfasste Monografie über Oskar Moll verzeichnet 579 Werknummern. Nach Übernahme des Salzmann-Archivs gelang es durch Auswertung von Quellen, Dokumenten, Kunstzeitschriften, Auktions-, Ausstellungs- und Sammlungskatalogen sowie weiterer Sekundärliteratur bisher 821 Originalwerke von Oskar Moll nachzuweisen: 463 Gemälde, 227 Aquarelle und Gouachen, 87 Zeichnungen und Collagen, 30 Druckgrafiken und 14 Kunsthandwerke. Bei dieser Zahl handelt es sich um ein vorläufiges Zwischenergebnis, denn die Recherchen sind noch nicht abgeschlossen.
Ziel ist der Aufbau einer Datenbank mit sämtlichen Werken, die nach Techniken getrennt und nahezu vollständig illustriert werden. Diese Aufgabe soll in der Folgezeit mit neuen Werkverzeichnisnummern wissenschaftlich so qualifiziert werden, dass die Datenbank voraussichtlich in den nächsten drei Jahren in die Website www.oskarmoll.info gestellt werden kann.

Bei dem Versuch der Rekonstruktion beschlagnahmter Werke von Oskar Moll während der NS-Zeit, gelang es 2018 eine Arbeit wiederaufzufinden. Es handelt sich um ein Aquarell mit dem so beliebten Motiv eines Waldbaches, den der Naturfreund Moll auf seinen Ausflügen durch das schlesische Wölfelsgrund im Glatzer Gebirge zwischen 1919 und 1920 variantenreich in Szene setzte.
Die Odyssee dieses Blattes, dessen Naturszene sich durch den Gegensatz fließender und stakkatoartig vorgetragener Striche in intensiven Komplementärkontrasten aufbaut, liest sich wie ein Krimi. Zunächst war es 1921 in der Dresdner Galerie Arnold, nämlich in der Ausstellung „Handzeichnungen Deutscher Meister“ (Kat.-Nr. 563) zu besichtigen. Ein Jahr später ist das farbfrische Aquarell in der Mannheimer Kunsthandlung Buck nachweisbar, die es dann 1923 der dortigen Kunsthalle übereignete. Im Zuge der Beschlagnahmungsaktion in der Mannheimer Kunsthalle am 28.8.1937 durch das Deutsche Reich, Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Berlin geriet das Werk zunächst in das Depot Schloss Schönhausen, wo es unter den „international verwertbareren“ Kunstwerken lagerte (EK Inv.-Nr. 6128).
1939 gehörte das Blatt immer noch zum Sonderbestand des Propagandaministeriums Berlin, bis es eines Tages in die Hände des Kunsthändlers Bernhard A. Böhmer gelangte, der im nationalsozialistischen Deutschland mit beschlagnahmten Werken handelte. An der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin wird derzeit geprüft, ob ein privater Kunstsammler dieses Aquarell noch zu Lebzeiten Böhmers oder nach dessen Freitod im Mai 1945 aus dem Nachlass erworben hatte.