1911
Das Künstlerehepaar Moll bezieht in der Berliner Villenkolonie Grunewald, Trabenerstraße 25, eine geräumige Atelierwohnung in einem Mietshaus der Gründerzeit.
Infolge von Funktionsstörungen der zweiten Niere, die Molls Immunsystem schwächen, häufen sich seine gesundheitlichen Probleme und seine künftigen Kuraufenthalte. Die Molls begeben sich nach Meran/Südtirol und halten sich in Ebersberg/Oberbayern auf.

1912
Mit dem frischvermählten Paar Hans Purrmann und Mathilde Purrmann-Vollmoeller reisen die Molls im Frühjahr über Florenz nach Ajaccio auf Korsika, wo der Aufenthalt beider Künstler genutzt wird, vor Ort teilweise an sehr ähnlichen Motiven zu arbeiten.

Oskar Moll hat von Purrmann zwischen 1910 und 1918 mehrere Gemälde erworben, darunter das bekannteste Werk „Palme und Häuser“, das 1911 in Collioure entstanden ist. Im Rahmen der so genannten Tschudi-Spende, die nach dem Tod Hugo von Tschudis (1851–1911) von seinem damaligen Assistenten Heinz Braune (1880–1957) organisiert wurde, schenkt Moll 1913 das Gemälde den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München, an dem Tschudi zuletzt Direktor war.

Auf der Winter-Ausstellung der Berliner Secession „Zeichnende Künste“ werden von ihm vier Aquarelle gezeigt, die in Korsika entstanden sind.

Der Jugendstilkünstler August Endell (1871–1925) entwirft das Mobiliar für Molls Wohnung in Grunewald, die u.a. neben Salon und Atelier auch ein Musikzimmer enthält (Abb. 3 u. 4), in dem das Künstlerehepaar mit Klavier (Marg) und Cello (Oskar) regelmäßig musiziert.

1913
Erstmals reisen die Molls im Frühjahr an die italienische Riviera nach Levanto. Dieser idyllische Ort eingebettet in einem kleinen Tal wird auch im April 1914 aufgesucht und dient in den 1920er Jahren als beliebter Erholungsort der Familie Moll. Auf der Rückreise 1913 wird Zwischenstation in Walchsee/Tirol gemacht.
Oskar Moll verlässt mit vielen anderen Künstlern aus Protest über die Juryentscheidung anlässlich der Sezessions-Ausstellung im Sommer die Berliner Secession, beteiligt sich allerdings noch mit zwei Gemälden an ihrer Herbstausstellung.
Daneben konzentriert er sich stärker auf Ausstellungen in namhaften Galerien, so bei Hans Goltz in München, wo er August/September in der Gesamtausstellung mit drei Werken vertreten ist. Im Oktober stellt er dann in der Berliner Galerie Gurlitt neben Wilhelm Trübner (1851–1917), Willy Jaeckel (1888–1944) und Max Pechstein (1881–1955) sechzehn aktuelle Gemälde aus.

1914
Oskar Moll wird im Frühjahr Mitglied in der Freien Secession Berlin und nimmt im April an ihrer ersten Ausstellung teil. Zudem beschickt er u.a. den Kunstsalon Gurlitt mit Werken und ist in Dresden in der Galerie Ernst Arnold in der Ausstellung Die neue Malerei. Expressionistische Ausstellung“ mit vier Gemälden vertreten.
Er beginnt mit dem impressionistischen und neoimpressionistischen Maler Curt Herrmann (1854–1929), der ebenfalls Mitglied der Freien Secession ist, einen regen freundschaftlichen Briefwechsel, der sich bis Mitte Februar 1927 hinziehen wird.


3 Blick in den Salon der Berliner Wohnung von Oskar und Marg Moll mit den Möbeln von August Endell 1913/14, (Aufnahme um 1914, Ausschnitt), Baukunstarchiv der Akademie der Künste, Berlin

4 Blick in das Musikzimmer der Berliner Wohnung von Oskar und Marg Moll mit den Möbeln von August Endell 1913/14,(Aufnahme um 1914), Baukunstarchiv der Akademie der Künste, Berlin

1915
Moll entdeckt in der Villenkolonie Grunewald die Koenigsalleebrücke, die bis 1918 eines seiner beliebten Landschaftsmotive wird, dem er sich 1946 in seinem Spätwerk nochmals aus der Erinnerung widmen wird. Die Brücke führt die Koenigsallee über den Verbindunggraben zwischen Koenigssee und Herthasee. Sie ist benannt nach dem Bankier und Mäzen Felix Koenigs (1846-1900).

1915/16
Der Erholung zuliebe sucht Moll jeweils im Sommer den Ort Mosbach im Badischen Odenwald auf, wo Aquarelle und Zeichnungen mit Buntstift und Kreide entstehen.

1916
Moll gehört bis 1918 dem Vorstand der Freien Secession an und ist mit Curt Herrmann  wesentlich am Zustandekommen der 2. Ausstellung der Freien Secession im Nassauischen Kunstverein in Wiesbaden beteiligt. Zuvor hat er mit seiner Frau Margarete an der Schwarz-Weiss-Ausstellung der Freien Secession in Berlin mit mehreren grafischen Arbeiten teilgenommen. Darüber hinaus stellt er wieder in den Münchner Galerien Heinrich Thannhauser und Hans Goltz aus.
Mitte April ist Moll Gast des Wiesbadener Kunstsammlers und Mäzens Heinrich Kirchhoff (1874–1934), der ein Dutzend Werke von Moll erwirbt, die Anfang 1917 im Rahmen einer Ausstellung zur Privatsammlung Kirchhoff im Neuen Museum Wiesbaden gezeigt werden. Darüber hinaus erwirbt Kirchhoff aus der Sammlung Moll Corinths „Selbstbildnis mit Charlotte Berend und Rotweinglas“, das er gewinnbringend an diesen Wiesbadener Sammler verkaufen kann.
Für die Unterstützung notleidender Künstler wird die „Kriegshilfe der Freien Secession“ eingerichtet. Verantwortlich für die Bewilligung und Verteilung der Mittel sind Curt Herrmann, Hans Baluschek (1870–1935) und Oskar Moll.
Im Oktober hält Moll sich im schlesischen Riesengebirge auf, das er ab 1918 mehrfach als Erholungsort nutzen wird.

1917
Moll wird zum Wehrdienst nach Spandau einberufen. Wegen seiner schlechten Gesundheit und durch die Initiative des Direktors der Berliner Nationalgalerie Ludwig Justi (1876–1957), der ihn zur Mitarbeit am Westfront-Relief des Zeughauses heranziehen will, wird er vom Wehrdienst befreit.
Die Preußische Akademie der Künste widmet Max Liebermann (1847–1935) zu seinem 70. Geburtstag eine große Retrospektive seines Werkes. Nach der Eröffnung posieren für ein Foto eine Reihe illustrer Gäste an der Seite des großen Meisters, u.a. Curt Herrmann, Oskar Moll und Gerhart Hauptmann (1862–1946).
Von Anfang August bis Ende September ist Moll auf der Werkbundausstellung in Bern vertreten. In dem von Peter Behrens errichteten Ausstellungsgebäude auf dem Kirchenfeldplatz wird ein sog. „Teezimmer“ mit seinen Gemälden (drei Landschaften, zwei Stillleben) ausgestattet, die sich als Wandschmuck auf den Paneelen oder als Supraporta gegenüberstehen.
Die Molls halten sich zur Erholung im schlesischen Königsfeld (pl. Wielichów), Kreis Lauban (pl. Lubań) auf, wo er mit seiner Frau in der Pension „Waldweg“ unterkommt. Der Aufenthalt wird genutzt für einen Abstecher nach Wölfelsgrund (pl. Międzygórze).

1918
Zunächst beteiligt sich Moll ab Mitte Mai in der Sektion „Freie Sezession“ der Großen Berliner Kunstausstellung mit aktuellen Stillleben und Landschaften. Im Oktober/November ist er u.a. neben Max Beckmann (1884–1950), Max Liebermann und Max Slevogt (1868–1932) Mitteilnehmer an der Eröffnungsausstellung der Galerie Ferdinand Möller (seit 1918 auch Geschäftsführer der Freien Secession) in der Potsdamerstraße 134.
Ludwig Justi kauft von Moll mehrere Aquarelle für die „Neue Abteilung“ der Nationalgalerie im ehemaligen Kronprinzen-Palais.
Neben Max Pechstein und Otto Mueller (1874–1930) nimmt er noch Anfang Dezember an der Gründungssitzung der „Novembergruppe“ teil, wird jedoch als eher unpolitischer Künstler nicht Mitglied dieser Vereinigung. Moll wird stattdessen finanzieller Mitbegründer eines Verlages, der die Monatsschrift „Der Kunsttopf“ als Organ der „Novembergruppe“ herausgibt. Von der Schrift erscheinen aber nur sechs Hefte des ersten Jahrganges 1920.
Im Oktober 1918, also kurz vor Abdankung des Kaisers Wilhelm II., wird auf Vorschlag von Akademiedirektor August Endell Oskar Moll zum Professor an die Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau, Kaiserin-Augusta-Platz 3, berufen. Er begibt sich im Dezember des Jahres nach Breslau (pl. Wrocław), während seine Frau Margarete in der Berliner Atelierwohnung am letzten Tag des Jahres die zweite Tochter Brigitte (1918-2018) zur Welt bringt, die sich 1939 mit dem Diplomkaufmann Elard Würtz verheiraten wird.  

1919
Die Molls beziehen ab März in Breslau am Schloßplatz 4 (pl. Wolności) in einem stattlichen Haus eine großräumige Atelierwohnung, in der sich in der Folgezeit Moll auch als Sammler von Format profilieren sollte. Der deutsche Kunsthistoriker und Kritiker Will Grohmann (1887–1968) schilderte retrospektiv seinen Eindruck (zit. nach Salzmann 1975, S. 53) : „Als ich ihn das erste Mal besuchte, war ich geblendet von der Schönheit der frühen Matisse-Bilder […] Und Matisse war nicht der einzige Franzose in seinem Haus; er hing neben Picasso, Léger, Gauguin, Renoir, und jedes Bild war mit erlesener Kennerschaft ausgewählt.“ Zu den genannten Künstlern gesellten sich auch Werke u.a. von Seurat, Braque, Gleizes, Rousseau und Toulouse-Lautrec (vgl. Würtz 1967, S. 50).

Zum Frühjahr beginnt Oskar Moll als Leiter einer Malklasse und als Lehrer der Farbenlehre im Bereich „Angewandte Kunst“ an der Akademie seine Lehrtätigkeit. Darüber hinaus wird er Vorstandsmitglied der Breslauer Kunstkammer, zweiter Vorsitzender des Schlesischen Künstlerbundes (bis 1930) und zweiter Vorsitzender der Heimatschützer.

Am 4. August wird die erste Ausstellung der Neuen Abteilung der Nationalgalerie im ehemaligen Kronprinzen-Palais eröffnet. Für diese Ausstellung werden aus Molls Sammlung Arbeiten von Matisse entliehen. Justi kauft für die „Neue Abteilung“ zwei Aquarelle Molls für jeweils 400 M an.
Zwischen den Molls und dem Kunsthistoriker Wilhelm Pinder (1878–1947) beginnt eine enge Freundschaft, der 1920 einen längeren und reich illustrierten Aufsatz über Oskar Molls Malerei in der Zeitschrift „Deutsche Kunst und Dekoration“ veröffentlichen wird. Pinder wird Jahre später von ihm zwei Arbeiten erwerben, u.a. das kubistische Gemälde „Frühstückstisch am Fenster“.

1919–23
Jeweils in den Sommermonaten Juli/August verbringt das Ehepaar Moll in dem schlesischen Kurort Wölfelsgrund (pl. Międzygórze) am Fuße des Glatzer Schneegebirges (pl. Śnieżnik Kłodzki) erholsame Tage und quartiert sich zumeist im Hotel „Gute Laune“ ein. In der unmittelbaren Umgebung findet der Maler und Aquarellist beliebte Motive für seine Bach-, Felsenschlucht- und Waldlandschaften.   

1920
Nachdem die Breslauer Zweigstelle (Inhaber Ludwig Wilhelm Gutbier 1873–1951) der Dresdner Galerie Ernst Arnold im Juni 1919 Molls erste Einzelausstellung mit Gemälden, Aquarellen, Pastellen und Zeichnungen eingerichtet hat, wird diese Ausstellung dann im Frühjahr 1920 in erweiterter Konzeption von der Galerie Ernst Arnold in Dresden übernommen, wo sie mit Katalog eröffnet wird, der über fünfzig Werke zwischen 1910 und 1919 dokumentiert.
Nach Dresden gelangt diese Ausstellung in verkleinerter Konzeption zunächst Juni/Juli ins Großherzogliche Museum für Kunst und Kunstgewerbe in Weimar und schließlich August /September zur 35. Kunstausstellung der Kestner- Gesellschaft  Hannover, hier in Verbindung mit Werken von Max Burchartz (1887–1961), Otto Gleichmann (1887–1963) und Eberhard Viegener (1890–1967).
Moll engagiert sich für die „Große Kunstausstellung“ in Breslau, für deren Realisierung die Kunstakademie, das Schlesische Museum der Bildenden Künste und der Künstlerbund Schlesien verantwortlich sind und mit der ein breites Spektrum der modernen Kunst in Deutschland ausgebreitet wird.
Das Künstlerehepaar Moll reist im Frühsommer erstmals nach Südfrankreich, u.a. an die Côte d’Azur.   

1921
Die Galerie Ernst Arnold, Dresden zeigt in ihrer Jahresausstellung „Handzeichnungen Deutscher Meister“ neben Werken u.a. von Oskar Kokoschka, Wilhelm Lehmbruck (1881–1919), Emil Nolde (1867–1956)  und Max Pechstein auch über zwanzig Aquarelle und Zeichnungen von Moll.
Die im Frühjahr neu eröffnete Breslauer Galerie Stenzel präsentiert im Rahmen ihrer monografischen Ausstellungen auch eine Werkschau von Oskar Moll. Im Dezember desselben Jahres werden von ihm erneut Gemälde und Aquarelle in dieser Galerie ausgestellt, diesmal gemeinsam mit Arbeiten von Oskar Kokoschka.
In der Reihe „Junge Kunst“ (Bd. 19) erscheint die erste Monographie über Moll, verfasst von dem Kunsthistoriker Heinz Braune, der 1919 einem Ruf als Direktor des Schlesischen Museums der Bildenden Künste in Breslau gefolgt ist.
Bis Februar 1934 leiht Moll für die ständige Sammlung in der Berliner Nationalgalerie, Kronprinzen-Palais neben eigenen Werken zusätzlich Arbeiten aus seiner Kunstsammlung u.a. von Lovis Corinth, Henri Matisse und Hans Purrmann.
Der Berliner Kunstsalon Paul Cassirer stellt im November/Dezember in seiner Aquarell-Schau neben Werken u.a. von George Grosz (1893–1959), Lyonel Feininger, Paul Klee (1879–1940), Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), Erich Heckel (1883–1970) und Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) auch Arbeiten von Moll aus.

1921/22
Die Berliner Galerie Alfred Flechtheim zeigt in ihrer 3. Ausstellung zum Jahreswechsel neben Gemälden von Paula Modersohn-Becker (1876–1907) und Plakaten von Henri Toulouse Lautrec (1864–1901) erstmals Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von Oskar Moll.

1922–24
In der neu gegründeten, nur bis 1926 bestehenden Galerie Lutz & Co, Berlin, Unter den Linden 21, sind Werke von Moll neben prominenter Besetzung mindestens viermal präsent. In der Sommerausstellung 1923 ist er mit über fünfzehn Werken vertreten, die weitgehend auf seinen Reisen entstanden sind.

1922–30
Molls Erholungsreisen führt die Familie regelmäßig im Frühjahr bis 1926 zum italienischen Küstenort Levanto an der Riviera. Darüber hinaus macht das Künstlerehepaar bis 1928 einmal im Jahr einen Abstecher nach Paris. Und neben einem Aufenthalt 1922 im oberösterreichischen Sengsengebirge und im Toten Gebirge (Großer Priel) werden sich die Molls als passionierte Jäger künftig bis 1930 auf sommerliche Ausflüge in die Hohe Tatra (Karpaten) konzentrieren.

1923
Die älteste Kunstgalerie der Hansestadt Hamburg Commeter zeigt Arbeiten von Oskar Moll. Der Katalog enthält ein Geleitwort von Heinz Braune mit Abbildungen auf der Grundlage der Monografie von Leipzig 1921

1923–27
In einem Ferienhaus in Fürstenfeldbruck bei München, das nach Entwürfen des Freundes und Architekten Karl Kuhn in der Dachauerstraße 48 errichtet wird, verbringt die Familie Moll bis 1927 regelmäßig zwischen Juli und August ihren Sommer. 

1924
Neben einem Aufenthalt in St. Moritz befinden sich die Molls im Frühjahr neben Levanto auch in Abazzia (it. Opatija), einem Seebad auf der Halbinsel Istrien. Ab Herbst übernimmt Moll die Vertretung des erkrankten August Endell als Direktor der Breslauer Kunstakademie. Und im Dezember beteiligt er sich noch in der Galerie Alfred Flechtheim, Zweigstelle Düsseldorf, mit einem Werk an der Gruppenausstellung „Stilleben“.

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