Et in Arcadia ego
Molls Ausflüge nach Levanto

Palmen vor Levanto. Um 1923
Öl auf Leinwand
46,5 x 37,5 cm
sign. u.l.: Oskar Moll
Privatbesitz

Palmen vor Levanto. Um 1923
Öl auf Leinwand
46,5 x 37,5 cm
sign. u.l.: Oskar Moll
Privatbesitz

In seiner Herbstauktion 2019 offerierte das Berliner Auktionshaus Grisebach ein bislang unbekanntes Gemälde von Oskar Moll unter dem falschen Titel „Palmenlandschaft in Levanto“. Denn dieser Bildtitel ist bereits für ein anderes Gemälde des Breslauer Akademieprofessors vergeben, das seit 1975 in der Monografie von Dorothea und Siegfried Salzmann unter Nr. 232 verzeichnet ist. Bei dem nun zur Versteigerung gelangten Werk handelt es sich ganz eindeutig um eine Neuentdeckung mit dem vorläufigen Arbeitstitel „Palmen vor Levanto“.

Zwischen 1922 und 1926 reiste das Künstlerpaar Oskar und Marg Moll regelmäßig im Frühling zur italienischen Gemeinde Levanto. Dieser aus einer antiken Siedlung hervorgegangene Ort, eingebettet in einem kleinen Tal, dessen Hänge mit Olivenbäumen, Pinien und Palmen bewachsen sind, liegt unmittelbar am Ligurischen Meer und verfügt über einen kurzen Strand. Die Bergrücken des Tals schließen direkt mit dem Küstenstreifen ab und bilden dort das Kap von Mesco und die Punta di Levanto.
Bei seinen mindestens fünf Levanto-Aufenthalten hat Moll neben einer Reihe von Aquarellen und Gouachen knapp ein Dutzend farbfrischer Gemälde geschaffen, die aus unterschiedlicher Perspektive diesen attraktiven Küstenort einfangen. Bei dem vorliegenden Bild fand der Italienfreund einen hoch gelegenen gartenähnlichen Aussichtspunkt vor, von dem er panoramaartig einen Teil der Küstengemeinde überblicken konnte. Die erhöhte Sicht führt über Palmen zu seitlich blühenden Bäumen hinunter zu den Dächern der Häuser aus weiß roten Flecken, die sich vor dem Blau des Meeres absetzen. Molls Gemälde besticht durch seinen ausgeprägten ornamental-abstrakten Naturstil.

Da der originale Keilrahmen des Gemäldes nicht mehr existiert, sind wohl wichtige Informationen zu seiner Geschichte und Herkunft verloren gegangen. Neben den gesicherten Gemälden aus der Levanto-Zeit, die sich heute in Privatsammlungen befinden, gibt es zwei weitere Ansichten, deren gegenwärtiger Verbleib unbekannt ist. Diese Gemälde wurden seinerzeit vom Hessischen Landesmuseum Darmstadt sowie vom Schlesischen Museum der Bildenden Künste in Breslau erworben und 1937/38 in der NS-Zeit beschlagnahmt. Zu diesen Werken existieren allerdings keine Fotonachweise und nur vage Bildtitel. Möglicherweise hat die lückenhafte Provenienz der heiteren südlichen Landschaft Interessenten davon abgehalten, sie am 29. November 2019 zu ersteigern.